Tut mir den Gefallen und köpft mich, aber sobald ich das Wort, den Namen oder die Bezeichnung Albany höre, springt mir automatisch ein unsäglicher Song, des noch unsäglicheren Roger Wittacker, in den Kopf, der in etwa ein Jahr vor meiner Geburt veröffentlicht wurde. All jene, die schon immer an meinem Alter interessiert waren, dürfen nun recherchieren. Gott sei Dank geht es jetzt gerade aber nicht um mich oder den Schlagersänger, sondern um eine waschechte englische Hardcore-Band, mit vielen Ecken und Kanten, die im November des letzten Jahres mit Kings Of Albany ein Prachtstück von einem Debüt veröffentlicht hat. Die Rede ist von TORTUGA und wer mit dem Namen nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass die Herren keine Neulinge in der Szene sind, hat man sich doch schon als NOVEMBER COMING FIRE eine ordentlichen Namen gemacht. Das Album gab es bislang nur als CD und nun steht seit Februar diesen Jahres ein Re-Release in Form einer LP ins Haus. Grund genug, hier ein paar Worte über dieses fiese Stück Musik zu verlieren.
Kings Of Albany besticht durch elf Songs innerhalb von knapp 32 Minuten und diese Stücke dürfen gerne allesamt als Hits bezeichnet werden. Das fängt an beim absolut schleppenden und doom-lastigen Opener The Lachrymose, der anfangs alles andere vermuten lässt, nur nicht, dass hier eine Hardcore-Band am Werke ist. Das Ganze wirkt so unglaublich depressiv und verzweifelt, dass man fast das Gefühl hat, nervlich und gedanklich auseinander gerissen zu werden. Erster Pluspunkt wurde also dadurch gesammelt, dass das Gefühl, welches die Band vermitteln möchte, auch wirklich beim Hörer ankommt. Besonders, wenn die ganze Band zu Crewshouts ansetzt, dürfte bei so ziemlich jedem die Gänsehaut auch irgendwo aus ihrer Ecke gekrochen kommen und sich auf dem Körper breit machen. Dance Like No-ones Watching fährt dann eine völlig andere Schiene. Hier wird etwas mehr auf Geschwindigkeit gesetzt, ohne das Gaspedal gänzlich durchzudrücken, denn immer wieder überwiegt der Wechsel des Tempos einher gehend mit einer verdammt verkopften Songstruktur. Mit Somehtingness fährt die Band noch einmal die komplett langsame Schiene und hier sei jedem einmal geraten, genau auf den vor Hass und Verzweiflung nur so triefenden Text zu achten. Und ab genau diesem Zeitpunkt geht es mit Kings Of Albany einfach nur noch gerade aus und dann nach ganz oben. Zwar dienen Tracks wie Nothingsness (der nicht nur vom Titel her zu Somethingness gehört) oder auch die etwas andere Ballade namens Something Blue immer wieder dazu, das wütende Monster im Zaum zu halten, doch wehrt es sich mit der Überzahl an knackigen Nummern einfach immens und setzt schlussendlich zum absoluten Siegesschlag in Form von This Lonely Sailor an, der nämlich einfach beide Extreme miteinander verbindet. So hat man also zum Abschluss noch einmal einen Bastard bestehend aus den verqueren,sperrigen Songs und jenen, in denen es etwas doomiger zugeht. Das wirkt wie eine runde Sache und das ist es auch.
Letzten Endes lässt sich der Sound von TORTUGA am ehesten durch einen Hybriden aus BOTCH, COALESCE und weiteren hochkarätigen, noisigen Bands beschreiben, der angereichert wurde durch einen etrem düsteren und vor allem schleppenden Charakter alter CULT OF LUNA. In der Summe ergibt das einen unglaublich mörderischen und gleichzeitig verzweifelten Sound, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Hinzu kommt, dass die Platte eine recht schöne Aufmachung hat und jedes Regal mit sorgfältig ausgewählter Musik zieren sollte.
1. The Lachrymose
2. Dance Like No-ones Watching
3. Bury Me In You (Fatal)
4. Somethingness
5. The Laudanum Boys Club
6. Nothingness
7. Winters Widow
8. The Tomb Of John Wortley
9. Hell's Red Roads
10. Something Blue
11. This Lonely Sailor